Wie ist eine Waldorfschule organisiert?
Waldorfschulen begreifen ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag im Respekt vor der Würde des Kindes. Die Wertschätzung menschlicher und kultureller Vielfalt wird als gemeinsame Verantwortung von Eltern und Lehrenden für die gesunde individuelle Entwicklung der Kinder gesehen. Die pädagogischen Impulse Rudolf Steiners bilden wiederum die Grundlage der Gestaltung des Unterrichts. Methodik und Didaktik basieren auf einer geisteswissenschaftlich erweiterten Menschenkunde (Anthropologie und Entwicklungspsychologie – Anthroposophie).
Die intensive Begegnung von Eltern, Lehrenden und Schüler*innen hat bei uns eine besondere Bedeutung für den Erziehungs- und Bildungsprozess. In vielen Formaten pflegen wir an unserer Schule den lebendigen kultivierten Austausch von Ideen: Elternabende, Eltern-Lehrer*innen-Gespräche, Konferenzen, Begegnungsräume, Foren, Gremien, Momogespräche oder Restorative Circles (beides entstand aus der Arbeit an der Gewaltfreien Kommunikation). Für jedes Anliegen wird ein passendes Format gefunden, um es themen- und anlassgerecht zu bewegen.
Eigenverantwortung der Schule
Waldorfschulen sind pädagogisch, wirtschaftlich und rechtlich eigenverantwortlich (Statutschulen). Das heißt für alle Freien Waldorfschulen, dass sie im Rahmen der gesetzlichen Bedingungen echte Selbstverwaltungsstrukturen entwickeln und betreiben. Das Engagement und die Zusammenarbeit von Eltern, Lehrenden und Schulleitung sind die Basis der gemeinsamen pädagogischen und wirtschaftlichen Trägerschaft der Waldorfschule.
Für Eltern bedeutet das, dass sie neben dem finanziellen Beitrag auch ihr aktives Engagement in die Schule einbringen und die Möglichkeiten der Mitbestimmung und Mitgestaltung wahrnehmen. Auf Seiten der Mitarbeiter*innen bedeutet das vor allem, dass die Qualität des pädagogischen Angebots gesichert wird und die wirtschaftliche wie rechtliche Steuerung nach gemeinnützig-nachhaltigen Kriterien erfolgt.
Selbstverwaltung
Selbstverwaltung bedeutet zunächst, dass Führungsaufgaben in unserem Waldorfbildungsverein ausschließlich von Vereinsmitgliedern wahrgenommen werden; dies erfolgt unter Berücksichtigung der vorgegebenen Rahmenbedingungen (z. B. Gesetze). Die wirtschaftlichen Aufgaben werden durch einen Geschäftsführer wahrgenommen, unterstützt durch die Gremien.
Die Gremien der Selbstverwaltung sind grundsätzlich offen für alle Mitglieder der aktiven Schulgemeinschaft. Über die Aufnahme entscheidet ein geregelter Prozess. Mitglieder der Leitungsgremien gestalten Entscheidungsprozesse bei gegenseitiger Wahrnehmung effizient und transparent. Die Schulgemeinschaft wird angemessen zur Resonanz- und Beratung eingebunden.Im Waldorfbildungsverein Salzburg sind Pädagog*innen und Eltern in Führungsgremien vertreten. Darüber hinaus gibt es an der Schule einen Eltern- und Schüler*innenrat.
Elternarbeit
Eltern bringen stets Know-how mit aus ihrem Beruf beispielsweise als Jurist*in, Informatiker*in, Organisationsberater*in oder Sozialarbeiter*in. Dieses Wissen bringt möglichst viele Sichtweisen in das Leitungsgremium ein. Manche Entscheidungen werden sehr umfassend in der Gemeinschaft bewegt, andere hingegen bedürfen eines schnellen Beschlusses. Gerade hier wirken sich diese zusätzlichen Sichtweisen positiv auf die Entscheidungsqualität aus. Manche Eltern sind auch unterstützend in der Verwaltung tätig.
Wir sind der Ansicht, dass die gemeinsame Arbeit von Lehrenden und Eltern dazu führt, dass der Kindergarten oder die Schule als gemeinsames Projekt verstanden wird, für das beide Seiten Gestaltungsaufgaben übernehmen können.